Hallo Ihr Lieben!
Wow, lang ists her, dass ihr von mir gehört habt. Ich muss zugeben, es fühlt sich merkwürdig aber auch gut an, euch mal wieder zu schreiben. Die letzten Monate waren hart, wobei das noch wirklich nett ausgedrückt ist. Um aber wieder normal weitermachen zu können muss ich euch erzählen, was hier so passiert ist, was sich hier verändert hat und wie es mich verändert hat. Kleine Warnung vorweg: Es wird ehrlich und persönlich. Nein, ich werde nichts verschönern und auch nichts auslassen. Und ja, die Fäkalsprache wird auch genutzt, denn wenns scheiße ist dann ist es scheiße, braucht man nicht verschönern.
Zusätzlich habe ich am Schluss noch eine Überraschung für euch: Ganz am Schluss des Beitrags findet ihr nun endlich die Enthüllung über das neue Konzept zum Blog!

Was ist eigentlich normal?
Jetzt mal ganz ehrlich: Nichts ist normal. Normal ist subjektiv, jedoch hat trotzdem jeder seine eigene Definition von Normal und wir gelangen in einen Stresszustand, wenn dieses Normal nicht mehr da ist. Anfang Dezember fing dieser Stresszustand bei mir an und ehrlich? Gelegt hat er sich noch nicht. Das kann ich sogar belegen: Seit Dezember hatte ich meine Periode nicht mehr wirklich und seit Januar zuckt mein rechtes Auge, wenn ich mir mal wieder viel zu viel zumute. Mein trauriger Rekord hierbei waren übrigens 3 Wochen am Stück.
Über das Leben
Das Leben ist eine komische Sache, so oft und so schnell wie es sich ändert. Um genau zu verstehen was bei uns los ist beginne ich von Vorne. Seit ein-zwei Jahren hat mein Vater die Diagnosen Parkinson und Demenz bekommen. Mit nun 69 Jahren sicherlich nicht super unüblich, trotzdem ein Schock. Bis November war ehrlich gesagt alles okay. Er hatte Probleme mit dem Laufen? Kein Thema, wir haben einen Rollator besorgt, damit konnte er endlich wieder besser gehen. Duschen wurde schwierig? Haltegriffe gibt es im Baummarkt sogar ziemlich günstig, schlussendlich mussten wir allerdings das Badezimmer renovieren. Er vergisst mal was? Kein Problem, wir erinnern ihn daran, seine Tabletten hat er bis Mitte letzten Jahres sogar oft alleine eingenommen, danach kam ein Pflegedienst vorbei. Um nicht nur alleine daheim zu sitzen (Ich wohne knapp 100km entfernt & meine Mutter arbeitet als Pflegefachkraft, also im Schichtdienst) ging er 2-3 Mal die Woche in eine Tagesbetreuung, wo er auf andere Menschen traf.
Am 6. Dezember allerdings konnte er nicht mehr richtig laufen. Sein Rücken schmerzte und seine rechte Seite. Wer hier nun auf einen Schlaganfall tippt, der tippt genau so wie wir zu dem Zeitpunkt (Spoileralarm: Es war keiner). Also haben wir direkt den Notarzt gerufen. Dies führte zu einem wirklich, wirklich schlimmen Notarzteinsatz. So schlimm, dass ich hier tatsächlich nicht davon berichten werde & wir auch Beschwerde eingereicht haben. Das Resultat war allerdings, dass er Halluzinationen bekam und seit dem Zeitpunkt panische Angst vor dem Krankenhaus hat. Im Endeffekt hat das Krankenhaus nichts gegen die Schmerzen gemacht und Nachts kam er dann wieder nach Hause. Zwei Tage später wurde ich dann vom Krankenhaus angerufen: Bei einem MRT wurde festgestellt, dass auf dem Hirn meines Vaters ein grauer Punkt ist, was es ist konnte aber nicht bestimmt werden. Um die Sache abzukürzen: Hierauf folgte dann ein zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt und ganz, ganz viel, was nicht passieren dürfte (beispielsweise wurde er für ein MRT einfach narkotisiert, ohne, dass wir etwas wussten), ganz ohne Ergebnis. Zwei Tage vor Weihnachten kam er dann endlich aus dem Krankenhaus raus & zu sagen wir hatten schöne Weihnachten wäre eine Lüge. Etwas mehr darüber könnt ihr hier in diesem Beitrag nachlesen:
Tipp: Auf Instagram befinden sich noch mehr Beiträge, in denen ich ein bisschen mehr verrate.
Weihnachten selbst war wie gesagt nicht das Gelbe vom Ei. Mama hat gearbeitet, mein Vater litt unter den Nachwirkungen der Tabletten und der Frechdachs und ich haben uns durchgeschlagen. Zum Glück kam das Herrchen immer mal wieder um uns aufzuheitern.
Der Januar gönnte uns aber keine Pause.
Schon in der ersten Januarwoche der nächste Schicksalsschlag: Meine Cousine ist mit rund 50 Jahren aufgrund von Covid-19 gestorben. Zwei Wochen später verstarb auch ein guter Freund der Familie. Die Klausurenphase lief zu der Zeit sowohl beim Herrchen wie auch bei mir auf Hochtouren. Zusätzlich hatte das Herrchen im Dezember noch einen Autounfall (nur Blech!) & das Auto ist hinüber, weswegen ich ihn herumfahren musste. Im Februar wurden die Schmerzen meines Vaters dann immer schlimmer, so dass er tatsächlich nochmal ins Krankenhaus musste. Dort wurde dann endlich richtig nachgeforscht & man fand heraus, dass er einen Bruch in der Lendenwirbelsäule hat, was natürlich die Schmerzen erklärt! Wegen des Kopfs wurde allerdings nicht weiter nachgeschaut, was aber okay ist, denn eine Biopsie wäre so kompliziert an der Stelle, dass wohl ein Loch im Kopf bleiben würde, was wir ihm definitiv nicht mehr antun werden.
Allerdings wurde die Pflege immer aufwendiger, so dass ich auch ständig zwischen meinen Eltern und meiner Wohnung pendeln musste.
Auch der Geist muss ruhen
Nicht vergessen: Ich hatte eigentlich Klausuren, war eigentlich sogar für mein erstes Staatsexamen angemeldet. Zu dem Zeitpunkt zuckte mein Auge schon seit 3 Wochen ohne einen Tag Pause und ehrlich? Ich wollte nur noch heulen. Also habe ich meinen Mut zusammengenommen und entschieden, mich vom Examen abzumelden, habe die Notbremse gezogen und einfach mal nichts gemacht, also nichts für die Uni. Das war eine Woche vor dem Examen, zwei Tage später hatte ich mich sogar noch an der Hand verletzt, spätestens da wäre Schreiben sowieso sehr schwer geworden.
Aber nicht nur ich konnte nicht mehr, meiner Mama ging es nicht besser. Nein, ehrlich, es ging ihr schlechter. Stell dir vor du bist Pflegekraft, bist circa 10 Stunden am Tag nicht da und arbeitest. Dann kommst du Heim und arbeitest, denn dein Mann muss auch versorgt werden. Sind wir mal ehrlich: Das ist scheiße. Das lässt sich nicht schön reden. Deshalb bin ich jetzt auch noch ganz froh meiner Mama abzunehmen was ich nur kann, sei es kochen, putzen, einkaufen oder Anträge schreiben (darin bin ich definitiv Profi!). Anfang Februar ging es meiner Mutter so schlecht, dass sie sich nicht mal mehr getraut hat Auto zu fahren. Der Zustand war nicht mehr tragbar und es war ganz schnell ganz klar: Mein Vater muss ins Heim.
Oh glaubt mir, ich glaube das ist die schwerste Entscheidung meines bisherigen Lebens gewesen.
Aber mal ehrlich: Ich bin nicht da, Mama auch nicht. Sie ist irgendwann einfach übermüdet und gereizt. Er hat permanent Schmerzen und kann nicht mehr richtig laufen, die Wohnung konnte er natürlich auch nicht mehr verlassen. Hallo? Lebensqualität? Was ist das? Glück darf man aber auch mal haben, denn relativ schnell bekam mein Vater nun einen Platz in dem Heim, in dem meine Mutter arbeitet, weswegen Besuchen leicht in den Alltag integrierbar ist.
Vergessen schmerzt
Vor dem Einzug ins Heim meinte die Demenz aber nochmal richtig reinhauen zu müssen. Ich konnte sie schon „You wanna see some real speed, bitch?“ rufen hören und getreu diesem Motto wurde das Vergessen schlimmer. Ich kann euch leider aus Erfahrung berichten: Vergessen tut weh, vergessen werden auch. Ich dachte ich wäre ganz cool damit, als mich mein Vater das erste Mal nicht erkannt hat, dachte, ich käme klar. Kam ich nicht, es tut weh. Es schmerzt allerdings mehr dem Menschen anzusehen, dass er einfach überfordert ist und auf die Frage „Was passiert mit mir? Warum erinnere ich mich an nichts mehr?“ keine Antwort zu haben. Fakt ist: Demenz ist ein verdammtes Arschloch.
Das neue Normal
Und hier sind wir wieder, beim Wort normal. Es wird plötzlich normal, dass in meinem Elternhaus nur noch eine Person wohnt. Es wird normal ins Altenheim zu gehen. Es wird normal keine Antworten mehr zu finden auf Fragen, die mir gestellt werden. Es ist normal in der Woche mindestens einen Antrag für irgendwas auszufüllen (Denkt bitte an eine gute Rentenvorsorge!! So ein Heim ist schweineteuer!!!) und es ist normal, dass nun wirklich ich dran bin mich um meine Eltern zu kümmern. Und nur mal unter uns gesagt: Es macht mir eine Heidenangst.
Das neue Konzept
Wer uns auch auf Instagram verfolgt weiß schon lange, dass ich selber ein kleines aber feines Handicap habe: Ich leide an Depressionen. Die blöden Depressionen verlangen leider auch ab und zu Aufmerksamkeit und machen alles noch schlimmer. Was aber hilft ist reden. Nicht nur mir, sondern auch anderen, denn lesen hilft auch, Tipps erhalten ist unglaublich kostbar, zu wissen, dass man nicht alleine ist sowieso. Und genau dafür gibt es nun eine neue Kategorie auf diesem Blog, die Kategorie „Mental Health“, also Mentale Gesundheit! Ich wünschte nämlich, dass Depressionen mein einziges Problem sind, sind sie aber leider nicht. Nach und nach werde ich euch also davon berichten, informieren und Tipps teilen. Ich bin gespannt was ihr darüber denkt, lasst mir gerne ein Kommentar zu dem Thema da!
Okay, meine Finger schmerzen langsam. Ich glaube das hier ist der längste Beitrag, den ich auf diesem Blog jemals veröffentlicht habe. Scheut euch nicht Fragen zu stellen, dafür sind die Kommentare immerhin da. Was ich aber nicht hören will sind Vorwürfe oder „also ich hätte das ganz anders gemacht“! Ich nehme mir das Recht raus diese Kommentare zu löschen, denn ehrlich? Es geht mir schon schlecht genug mit all‘ dem, meine Depression zieht mich schon genug runter, das muss niemand Fremdes mehr zusätzlich übernehmen ?
So, nun habt einen schönen Abend,

Eine Antwort
Das tut mir unendlich Leid was Euch gerade widerfährt und ich wünsche Euch und Dir, das es bald besser wird und eine wieder eine Leichtigkeit in Euer Leben einkehrt. Liebe Grüße Annemarie ?