Achtung! Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Beratung durch eine:n ausgebildete:n Tierarzt:in!
Hallo, Hallo ihr Lieben!
Meine schriftlichen Prüfungen sind endlich vorbei und damit habe ich auch offiziell wieder mehr Zeit, um ehrlich gesagt, einfach zu Leben! Wuhu!
Als ich kurz nach den Prüfungen mit dem Herrchen da saß und über mein Studium reflektiert habe, ist mir eines ganz klar geworden: Das war eine verdammt tolle Zeit. Und nicht nur das, es war auch eine verdammt lange Zeit, was zu folgender Einsicht führte: Ich werde alt. Und wenn ich alt werde, wird Toffee das auch. Nachdem die erste Panik, die leider daraufhin folgte, überstanden war, musste ich mich einfach informieren. Wann ist ein Hund ein Senior? Was sollte ich beachten? Wie kann ich ihm beim gesunden Altern helfen? Ergebnisse hatte ich so einige und da ich sie nicht für mich behalten möchte, findet ihr hier einen Teil meiner Recherche, heute zu den häufigen (Erb-)Krankheiten des Havanesers!
Übrigens: Mein Studium hat auch dafür gesorgt, dass wissenschaftliche Beiträge bei mir immer einen Anspruch haben: wissenschaftlich und transparent sein! Daher findest du am Ende des Beitrags alle meine Quellen verlinkt! 😊
Erbkrankheiten/Typische Krankheiten
Wenn wir von Hunden und Krankheiten sprechen, hört man den Begriff Erbkrankheiten zwangsläufig immer. Aber was ist damit gemeint? „Unter Erbkrankheiten versteht man Krankheiten oder Entwicklungsstörungen, die auf der Vererbung von mutierten Genen oder Chromosomen (Mutationen) beruhen. Erbkrankheiten treten familiär gehäuft auf, können aber auch spontan (Neumutation) entstehen.“[1] Was hier ganz kompliziert klingt heißt einfach nur, dass Krankheiten, genauso wie beispielsweise auch Haarfarben oder Augenfarben vererbt werden können – Mendel lässt grüßen. Aber: Nicht alle Krankheiten, die Hunde häufig bekommen, sind Erbkrankheiten! Denn nicht immer sind es gewisse Gene, die dafür verantwortlich sind, dass manche Rassen manche Krankheiten eher bekommen. Nehmen wir hier einmal den Schäferhund: Mit seiner herabfallenden Rückenlinie ist es recht logisch, dass er wohl eher anfällig für Krankheiten des Bewegungsapparats ist. Natürlich ist diese Rückenlinie gezüchtet und damit auch vererbt, die bestimmte Krankheit allerdings nicht.
Um diesen Fauxpas nicht zu begehen, werde ich im Folgenden nur von häufigen Krankheiten sprechen!

Grauer Star (Katarakt)
Keine Sorge: Wenn du dir die Überschriften ansiehst, wirst du eines bemerken: Es sind gar nicht so viele Krankheiten. Der Havaneser ist zum Glück recht robust unterwegs und deshalb nicht von vielen häufigen Krankheiten geplagt.
Eine dieser ist allerdings der Graue Star, in Medizinerkreisen Katarakt genannt. Den Grauen Star kennst du sicher vom Menschen. Hierbei wird die Augenlinse trüb und bekommt – zum Namen passend – einen bläulich-weißen Film. Daran kannst du den Grauen Star auch gut erkennen, allerdings erst, wenn die Krankheit schon recht fortgeschritten ist.[2]
Und tatsächlich: eine Studie aus den USA, welche von 1964-2003 an 164 Rassenhunden und Mischlingshunden durchgeführt wurde, ergab, dass der Havaneser eine der höchsten Erkrankungschancen hat, ganze 10-12% dieser erkrankten am Grauen Star.[3] Es gibt allerdings nicht den einen, typischen Krankheitsverlauf. Es gibt Hunde, die trotzdem noch sehen können, andere erblinden vollständig.[4]
Verschobene/Verrenkte Kniescheibe (Patellaluxation)
Nummer zwei der häufigen Erkrankungen des Havanesers ist die Patellaluxation, also eine verschobene, beziehungsweise verrenkte Kniescheibe. Auch hier ist wieder nicht nur der Havaneser betroffen, die mediale Patellaluxation ist eine typische Krankheit für kleine Hunde. Medial bedeutet zum Körper hin – die rechte Kniescheibe rutscht also nach links und die linke nach rechts. Und auch das will ich dir wieder mit Zahlen verdeutlichen: eine Studie hat ergeben, dass unter anderem neben dem Cavalier, dem Zwergspitz und dem Dackel auch der Havaneser häufig von dieser Erkrankung betroffen ist.[5] Der Grund dafür ist anatomischer Ursache: Die sogenannte Gleitrinne, also die Schiene, in der die Kniescheibe auf- und ab gleitet, ist bei kleinen Hunderassen zu flach und deshalb „entgleist“ die Schiene leichter. Ansonsten ist Rassebedingt auch der Zug auf die Kniescheibe bei kleinen Rassen anders als bei großen, die Knochenachse weicht ab.

Hämophilie A
Diese Krankheit sagt dir bestimmt was, denn du hast sicher schonmal von der Bluter-Krankheit gehört, oder? Hämophilie meint, dass dem Blut ein Gerinnungsfaktor (Hier Faktor VIII) fehlt, weswegen Blutungen länger dauern (können) und/oder spontan auftreten können.[6] Hämophilie des Typs A ist die in Deutschland unter Hunden eher verbreitetere Art. Eine Klinik in Hannover fand heraus, dass vor allem der Havaneser von der Gerinnungsstörung betroffen ist, neben ihm aber auch unter anderem der Jack Russel Terrier, Shih-Tzu oder Dackel.[7] Hier handelt es sich übrigens um eine echte Erbkrankheit, denn Hämophilie wird durch einen Gendefekt verursacht und vererbt. Da sie geschlechtschromosomal, also mit dem X-Chromosom vererbt wird, sind fast nur Rüden von der Krankheit betroffen. Weibliche Tiere haben ein zweites „ausgleichendes“ X-Chromosom und übertragen die Krankheit nur.
Was kann ich tun?
Zuerst Mal: Keine Panik bekommen! Wie du gesehen hast, sind es wirklich nur drei Krankheiten, die beim Havaneser vermehrt vorkommen und nur, weil dein Havaneser Treppen steigen muss oder gar reinrassig ist, heißt das noch lange nicht, dass er krank ist oder wird!
Genau um das Thema Vorsorge soll es im Beitrag nächste Woche gehen, in dem ich dir einige Tipps mit auf den Weg geben möchte. Einen gebe ich dir aber vorab: Es lohnt sich immer, nach einer Krankenversicherung oder OP-Versicherung neben der Haftpflichtversicherung für den Hund zu suchen. AGILA hat hier ein breites Angebot und ich empfehle dir, so früh wie möglich reinzuschauen, denn wenn der Hund erstmal krank ist, wird es ganz schnell teuer und ein Versicherungsabschluss ist in der Regel nicht mehr möglich!
Hab noch einen wunderschönen Abend,

[1] Erbkrankheiten Definition, aus: Gesundheitsberichterstattung des Bundes: https://www.gbe-bund.de/gbe10/ergebnisse.prc_tab?fid=8577&suchstring=Erbkrankheiten&query_id=&sprache=D&fund_typ=DEF&methode=2&vt=1&verwandte=1&page_ret=0&seite=&p_lfd_nr=1&p_news=&p_sprachkz=D&p_uid=gastg&p_aid=90824323&hlp_nr=3&p_janein=J (Zuletzt aufgerufen am: 16.04.2022)
[2] Gesundheitsinformation.de: Grauer Star: https://www.gesundheitsinformation.de/grauer-star-katarakt.html#:~:text=Der%20Graue%20Star%20(die%20Katarakt,das%20Sehverm%C3%B6gen%20dagegen%20rasch%20verloren. (Zuletzt aufgerufen am: 16.04.2022)
[3] Gelatt & Mackay (2005): Prevalence of primary breed-related cataracts in the dog in North America. Vet Ophthalmol 2005
[4] Tierarzt-Onlineverzeicnis.de: Grauer Star beim Hund): https://www.tierarzt-onlineverzeichnis.de/blog/grauer-star-beim-hund
[5] The European Journal of Companion Animal Practice (Oktober 2006): https://www.researchgate.net/profile/Antonio-Ramis/publication/237281068_Bilateral_adrenalectomy_in_a_ferret_Mustela_putorius_furo_with_hyperadrenocorticism/links/548c5f580cf2d1800d7dc1a0/Bilateral-adrenalectomy-in-a-ferret-Mustela-putorius-furo-with-hyperadrenocorticism.pdf#page=32, Zuletzt aufgerufen am: 16.04.2022
[6] Orpha.net: Hämophilie A: https://www.orpha.net/consor/cgi-bin/OC_Exp.php?Expert=98878&lng=DE#:~:text=Die%20H%C3%A4mophilie%20A%20ist%20die,auf%20etwa%201%3A6.000%20gesch%C3%A4tzt., zuletzt Aufgerufen am: 18.04.2022
[7] Federation für European Companion Animal Veterninary Associations (2013): EJCAP online, Volume 23(2) https://www.fecava.org/wp-content/uploads/2019/09/Summer-2013.pdf#page=42, Aufgerufen am: 22.04.2022