Wenn der Hund in den OP muss: Unser Kastrationsbericht [Werbung]

Hallo ihr Lieben!

Im September 2019 traf ich eine wichtige Entscheidung: Toffee sollte kastriert werden. All die Zeit war ich immer dagegen, habe Menschen, die ihre Hunde kastriert haben lassen, etwas verurteilt und dann stand ich da und habe selber diese Entscheidung getroffen. Da viele Hundehalter:innen vor solch einer Entscheidung stehen, wollte ich nun unseren Weg hin zur Kastration und die Zeit danach dokumentieren.

Eine Kastration ist eine krasse Entscheidung und ich bin froh, bei solchen Entscheidungen auf die AGILA Haustierversicherung zurückgreifen zu können, denn bei einer Kastration aus medizinischen Gründen werden die Kosten sogar von der Versicherung übernommen!

Vorweg: Ich stehe 100% hinter meiner Entscheidung und würde jederzeit wieder so handeln.

Der Weg zur Kastration

Jeder OP unserer Vierbeiner ist eine schwere Entscheidung. Ich finde sie schlimmer als bei einem Menschen, denn der Mensch versteht zumindest, warum das passieren soll, ein Hund leider nicht. Das war auch der Grund, warum ich mir Jahre mit dieser Entscheidung Zeit gelassen habe. Toffee war nie der Typ Hund, der aufdringlich gegenüber Hundedamen war. Okay, ja, er ist etwas tapsig und unbeholfen, wenn er mit einem anderen Hund spielen will, allerdings ists ihm da wirklich egal welches Geschlecht. Das ist auch ehrlich für mich absolut kein Grund, um seinen Hund zu kastrieren, außer natürlich, der Hund leidet darunter zu stark und selbst ein Arzt ist der Meinung, dass die Kastration medizinisch notwendig ist.

Bei Toffee war es also anders. Toffee hat immer weniger gehört. Klar kann man das auf die Pubertät schieben, allerdings hat er nicht mal gehört als ich ihm daheim mitteilen wollte, dass es nun sein Abendessen gibt und glaubt mir, Abendessen ist sein Lieblingswort! Das Ganze ging so weit, dass ich irgendwann wirklich Angst hatte, dass mein Hund taub geworden ist. Also bin ich auch mit dieser Vermutung zu meiner Tierärztin gefahren, denn auch diese konnte sich erstmal nicht erklären, was genau los sei. Einige Tests später war allerdings klar: Toffees Gehör ist absolut in Ordnung. Danach hatte die Tierärztin mich zum ersten Mal gefragt, ob ich schonmal darüber nachgedacht habe, Toffee mit einem Hormonchip auszustatten. Ihre Vermutung war nämlich, dass er vielleicht ein hormonelles Problem hat und sich deshalb nicht richtig konzentrieren kann. Klar hatte ich bemerkt, dass Toffee immer unruhiger wurde, allerdings war es schon August 2018, es war also warm und ich habs einfach auf die Temperaturen geschoben. Doch auch in der kühlen Praxis kam er nicht zur Ruhe.

Hormonchip?

Also klärte mich meine Tierärztin auf, was dieser Hormonchip ist. Der Hormonchip senkt die Testosteronproduktion und meine Tierärztin vermutete, dass bei Toffee eben eine hormonelle Störung vorliegt. Am gleichen Abend bestand meine Bettlektüre also aus Erfahrungsberichten und ähnlichem über diesen Chip und am nächsten Tag wurde dieser direkt gesetzt, da ich Toffee in diesen vielen Beiträgen immer mehr wiedererkannt hatte. Meine Ärztin warnte mich bereits davor, dass der Hormonchip die aktuelle Lage anfangs immer etwas verschlimmert, bevor sie verbessert wird und so war es dann auch. Ein paar Wochen später begann der Chip aber zu wirken, denn Toffee hörte mich immer besser und trotz dessen, dass es auch im September noch recht warm ist, konnte Toffee endlich wieder entspannen und Ruhe finden. Von Monat zu Monat wurde es immer besser und auch das Training funktionierte wieder problemlos, er war einfach wieder mein kleiner Vorzeigehund! Wir hatten uns für den Chip entschieden, der ein Jahr lang wirken sollte, jedoch stellten wir bereits Ende Juni fest, dass die Wirkung immer weiter nachlässt. So gingen wir also wieder zur Tierärztin und ließen uns die Optionen erklären: Entweder wir lassen ihn wieder chippen und machen das regelmäßig oder wir lassen ihn kastrieren.

Vor der OP waren wir sogar nochmal extra beim Hundefrisör, damit sich durch das Fell nichts entzünden kann. Ich hab nach der OP auch auf eine Decke in der Box verzichtet & die Box gründlich desinfiziert. Normalerweise fährt er natürlich auch nur im Geschirr mit, das hatte ich nach der OP einfach nicht mehr im Kopf gehabt

Die Entscheidung

Und hier kommen wir zu meinem Dilemma: Eine Kastration erfolgt unter Vollnarkose und ist eine echte OP. Tja und dann war da noch dieses Stigma, das auch ich viel zu schnell anderen Menschen verpasst habe, wenn ich erfahren habe, dass sie ihren Hund haben kastrieren lassen: Das diese Menschen zu faul sind, um sich wirklich mit ihrem Hund zu beschäftigen, immerhin gibt es doch immer einen anderen Weg. Jedoch ist der Chip kein guter alternativer Weg, denn er ist nicht dafür gemacht jedes Jahr gespritzt zu werden und ich wollte auch nicht, dass Toffee irgendwann vier oder fünf dieser Chips unter der Haut stecken hat. Somit lag die Entscheidung also auf der Hand: Toffee musste kastriert werden. Meine Tierärztin befürwortete die Entscheidung und wir vereinbarten einen Termin für September 2019, da ich da frei hatte und es zum Glück auch nicht mehr so heiß war. Die OP hat übrigens alles in allem knapp 200€ gekostet. Wer Glück hat und eine tolle Haustierversicherung wie die der AGILA hat, der kann bei einer medizinisch notwendigen OP sogar die Kosten mit der Versicherung abrechnen lassen.

OP Vorbereitungen

Zwei Wochen vor der Operation begann ich unsere Wohnung auszumisten und alles neu zu organisieren. War das notwendig? Ja, sicher, jedoch nicht zu dem Zeitpunkt. Ich musste mich also einfach beschäftigen, um nicht mehr so viel darüber nachzudenken. Meine Mama und das Herrchen hatten sich den Tag der Kastration frei genommen, damit ich da nicht alleine durchmusste. Am Tag vor der Operation habe ich die ganzen Böden desinfiziert und eigentlich auch alles andere, damit wirklich alles okay ist und Toffee sich nicht irgendwo mit irgendwas infizieren konnte. Ich bereitete mir einen Rucksack vor mit Leckerlies, Wasser, einer Decke, einem Strampler und auch Hundewindeln, die ich extra gekauft hatte. In die Wohnung habe ich direkt ein paar Pipimatten gelegt, damit er schnell darauf gehen könnte, wenn ich nicht mitbekommen sollte, dass er raus muss (was niemals hätte passieren können, da ich diesen Hund wirklich permanent beobachtet habe. Ihr hättet sehen sollen, wie ich auf der Toilette war – Usain Bolt ist ne Schnecke gegen mich!). Am Morgen der Operation habe ich auch nochmal geduscht, damit ich auch das nicht direkt machen musste und mich auf Toffee konzentrieren konnte. Essen hatte ich vorgekocht und alle Termine abgesagt, so dass Toffee und ich einfach Ruhe haben konnten.

Am Abend davor mussten mir jedoch sowohl das Herrchen als auch meine Mama absagen: Beide mussten doch in die Arbeit, ich musste da also alleine durch. Egal, ich schaffe das schon. Also habe ich mir meinen Rucksack geschnappt, Frechdachs ins Auto gepackt und bin mit ihm zur Tierärztin gefahren.

So sah das Lager auf der Couch aus, hinter Toffee ist sein Wassernapf

Die OP

Ich mache das nie wieder in meinem Leben. Nie nie nie nie nie mehr wieder.

Die Tierärztin hat uns ganz ruhig empfangen, jedoch muss Toffee gespürt haben, dass etwas nicht stimmt, er war nämlich super aufgedreht. Die Narkose erfolgte mit einer Spritze und sie empfiehl mir, Toffee dabei im Arm zu halten und zu streicheln, damit er spürt, dass ich da bin und alles okay ist. Ich kann euch sagen, ich habe in meinem Leben schon so, so viel Schlimmes erlebt aber diese Wörter zu schreiben treibt mir schon wieder die Tränen in die Augen. Zu spüren wie dieser kleine Körper immer schwerer in meinen Armen wird und wie seine Pfötchen immer weiter absinken hat mich alles gekostet und ich habe geweint wie ein Schlosshund. Es wurde so schlimm, dass die Tierärztin mich tatsächlich trösten musste und sich echt Sorgen um mich machte. In dem Moment wurde mir eines klar: Ich mache sowas nie wieder in meinem Leben mit. Und das Toffee definitiv 150 Jahre alt werden musste und mich zu überleben hat. Das ist indiskutabel. Denn in diesem Moment wurde mir schlagartig bewusst, dass ein Hundeleben nicht endlos ist und er irgendwann genauso wieder einschlafen würde, allerdings nicht mehr aufwachen wird und ich muss sagen, ich habe vor kaum etwas so viel Angst wie vor diesem Tag. Und das spürte der Frechdachs wohl, denn er hat geschnarcht. Ganz leicht und ganz leise, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass er mir damit sagen wollte, dass alles okay ist, es ihm gut geht und ich mir keine Sorgen machen brauche.

Ich übergab ihr schlussendlich meinen Frechdachs und flüchtete, fuhr mit dem Auto zu DM und stressshoppte (Leider noch immer ein sehr kostspieliges Stressventil). Im Auto telefonierte ich mit allen möglichen Menschen, um mich einfach irgendwie abzulenken. Gekauft habe ich mir übrigens ein Wasser, an etwas zu trinken für mich hatte ich nämlich nicht gedacht. Eine Stunde später ging es für mich wieder zum Arzt, wo ich meinen Frechdachs endlich wieder abholen konnte. Als ich ankam, lag mein Bär einfach nur da und schlief. Als die Ärztin ihn weckte streichelte ich ihn und ich sags euch, ich war noch nie glücklicher sein Gemeckere zu hören. Ich trug ihm zum Auto und setzte ihn in seine Hundebox direkt neben meinen Sitz. Die Fahrt über war er noch nicht ganz klar und irgendwann bekam er Panik und fiepte. Und was mache ich? Ich singe. Ich hab ihm alles vorgesungen was ich gesehen habe, habe ihm vorgesungen das alles okay ist, das wir jetzt heim fahren und ich immer auf ihn aufpassen würde. Ich hatte nicht aufgehört zu singen bis wir auf der Couch saßen und auch da sang und sang ich weiter. Heute weiß ich nicht wen ich damit mehr beruhigen wollte, ihn oder mich.

Der Frechdachs nach der OP in der Hundebox, direkt neben mir. Ich war so durch den Wind, dass ich ihm nicht mal sein Geschirr im Auto angelegt hatte

Die Zeit danach

Wir verbrachten den ganzen Tag zusammen auf dem Sofa. Ich hatte ihn in eine dicke Decke gekuschelt, damit ihm nicht kalt werden würde, die Tierärztin meinte nämlich, dass er nach einer OP erstmal kälteempfindlich sein könnte. Auf dem Sofa stand auch sein Wasser und am Abend auch sein Fressen, damit er sich nicht bewegen musste. Aber er aß und trank nicht. Einige Stunden später nahm ich ihn und trug ihn auf die Wiese vor unserer Wohnung, aber er wollte nicht abgesetzt werden und pinkeln schonmal gar nicht. Hier begann ich dann mir immer mehr Sorgen zu machen.

In der Nacht bekam er einen Kragen um, damit er sich nicht lecken konnte, tagsüber hatte ich ihn permanent im Blick. Den Kragen hätte ich mir in dieser Nacht aber auch sparen können, ich habe kein Auge zugemacht. Am nächsten Morgen dann die Erleichterung: Er aß etwas! Seine Tabletten konnte ich im Futter verstecken und nach dem Essen hatte er sogar ein bisschen Durst! Nur laufen oder aufs Klo gehen, das wollte er noch immer nicht. Auf die Toilette ging er das erste Mal an dem Abend, also etwas mehr als 30 Stunden nach der Operation. Gelaufen ist er noch immer nicht. An dem Tag realisierte ich noch etwas Schlimmes: Bei all den Vorbereitungen hatte ich – und ich will es euch eigentlich gar nicht sagen, weil es so peinlich ist – vergessen, Hundefutter zu kaufen. Den Hund konnte ich so nicht alleine lassen woraufhin der wohl nervenaufreibendste Besuch überhaupt bei Fressnapf folgte. Ich trug Toffee die ganze Zeit im Arm und hatte meinen tollen Rucksack auf den Schultern. An dieser Stelle möchte ich noch die tolle Mitarbeiterin unseres Fressnapfs würdigen, die bemerkt hatte, wie durch den Wind ich war und für mich meinen Geldbeutel aus dem Rucksack geholt und mir alles wieder eingepackt hatte. Daheim setzten wir uns erstmal wieder auf die Couch.

Toffee in der ersten Nacht nach der Kastration mit seiner schicken Halskrause

Die Komplikationen

Wenn er laufen wollte, hatte er immer gefiept und hat maximal drei Schritte geschafft, bevor er sich wieder setzen musste. Hier fiel mir auf, dass irgendwas nicht ganz stimmte. Auf Instagram stellte jemand die Vermutung auf, dass seine Nähte vielleicht zu eng waren und tatsächlich: Er konnte aufgrund der Nähte nicht richtig laufen. Hier kam ich in einen Konflikt: Die Nähte sind selbstauflösend, könnten aber nach Tagen entfernt werden. Das Auflösen dauert ein bisschen länger, ist allerdings schmerzfrei, Nähte ziehen nicht – was tun? Ich entschied mich zu warten bis die Nähte sich auflösten und knapp einen Monat später war nichts mehr davon zu sehen!

Jedoch geschah uns eine Woche nach der Kastration ein Vorfall, der Toffee bis heute prägt und der Grund für seine Leinenaggression ist. Toffee hatte es endlich wieder geschafft draußen ein paar Schritte zu gehen, bevor er wieder auf meinen Arm wollte, als plötzlich ein Hund um die Ecke schoss. Schneller als ich Toffee hochheben konnte war der Hund bei ihm. Toffee begann zu meckern, immerhin war er verletzt und überrumpelt und dann versuchte der andere Hund nach Toffee zu schnappen. Zum Glück konnte ich ihn rechtzeitig hochheben (Ich weiß, kleine Hunde hochheben ist nicht cool, aber wenn mein Hund verletzt ist, dann ist das für mich normal und okay) und schnell mit ihm Heim laufen. Den anderen Hund sahen wir nie wieder, die Angst in Toffee blieb.

1,5 Jahre später

Wahnsinn, so lange ist das ganze jetzt schon her! Toffee hat sich von der Kastration komplett erholt und ist wieder ein kleiner und fröhlicher Frechdachs! Ich muss aber ehrlich sagen: Von der Erfahrung mit dem anderen Hund hat er sich bis heute nicht erholt. Jeder, der Toffee davor kannte weiß, was für ein freundlicher Hund er war, er wollte mit allen Hunden spielen und war super aufgeschlossen, heute lässt er keine anderen Hunde mehr an sich ran. Trotz der Pandemie versuchen wir ihn immer wieder unter andere Hunde zu bringen, es ist aber nicht mehr wie vorher. Mein kleiner, selbstbewusster Hund hängt an meiner Seite und verbellt alles was ihm oder mir zu nahekommt, manchmal sogar das Herrchen. Die Narbe sitzt tief, wir lassen uns allerdings nicht entmutigen und versuchen zu heilen, was wir heilen können.

Alles in allem war die Kastration definitiv eine krasse Sache. Ich bin froh das Toffee kastriert ist, jedoch glaube ich, dass ich das nicht nochmal durchstehen könnte.

So, jetzt entlasse ich euch aber endlich in den Abend!

Bis zum nächsten Mal,

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